
Großbritannien: Wachstumsaussichten und Handelsabkommen
Großbritanniens Wirtschaft zeigt sich im Jahr 2025 widerstandsfähig gegenüber globalen Unsicherheiten. Trotz anhaltender Inflationssorgen und weltwirtschaftlicher Herausforderungen prognostizieren führende Institute ein moderates Wachstum. Gleichzeitig stärkt das Vereinigte Königreich seine internationalen Beziehungen durch neue Handelsabkommen mit zentralen Partnern.
Wirtschaftliche Entwicklung: Verhaltener Optimismus
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wachstumsprognose für Großbritannien auf 1,2 Prozent im Jahr 2025 angehoben. Getragen wird diese Entwicklung durch eine starke erste Jahreshälfte, fiskalische Anreize und ein sich erholendes Verbrauchervertrauen. Dennoch bleibt der Druck durch globale Handelskonflikte spürbar. Laut IWF könnten die jüngsten US-Zölle das britische Bruttoinlandsprodukt bis 2026 um 0,3 Prozent belasten.
Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sieht Aufwärtspotenzial und geht von einem Wachstum von 1,7 Prozent aus. Öffentliche Investitionen und Infrastrukturprojekte tragen positiv zur Wirtschaftsleistung bei. Gleichzeitig bleibt die Inflation mit 2,7 Prozent die höchste unter den G7-Staaten. Hauptursachen sind Lohnzuwächse und anhaltend hohe Preise im Dienstleistungssektor.
Neue Handelsabkommen als Impulsgeber
Großbritannien intensiviert 2025 seine Bemühungen, durch bilaterale Handelsabkommen neue Märkte zu erschließen und seine wirtschaftliche Unabhängigkeit zu stärken. Besondere Fortschritte wurden in drei zentralen Partnerschaften erzielt:
Indien: Ein umfassendes Freihandelsabkommen senkt Zölle auf britische Luxusgüter und schafft neue Visaerleichterungen für Fachkräfte. Öffentliche Ausschreibungen sollen künftig transparenter und zugänglicher gestaltet werden.
Südkorea: Die laufenden Verhandlungen über eine Modernisierung des bestehenden Handelsabkommens konzentrieren sich auf digitale Handelsregeln und nachhaltige Lieferketten. Die vierte Verhandlungsrunde fand im März in London statt.
Golfstaaten: Ein geplantes Abkommen mit dem Golf-Kooperationsrat (GCC) soll die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Ländern wie Saudi-Arabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten vertiefen.
Diese Abkommen sind Teil der britischen Post-Brexit-Strategie, die auf Diversifizierung und neue wirtschaftliche Allianzen setzt.
Fiskalpolitik und Inflation: Eine Gratwanderung
Die britische Regierung verfolgt weiterhin eine expansive Fiskalpolitik mit gezielten Investitionen in Infrastruktur, Digitalisierung und Gesundheit. Gleichzeitig warnt der IWF vor langfristigen Belastungen der öffentlichen Haushalte. Besonders der demografische Wandel und steigende Kosten im Sozial- und Rentensystem könnten den finanziellen Spielraum der Regierung in den kommenden Jahrzehnten einschränken.
Die Bank of England hat zuletzt die Leitzinsen leicht gesenkt, um die Konjunktur zu stützen. Dennoch bleibt die Inflation ein zentrales Risiko für Haushalte und Unternehmen.
Ausblick
Großbritannien steht wirtschaftlich an einem Scheideweg. Die Wachstumsaussichten sind moderat positiv, doch globale Handelsrisiken und die hohe Inflation erfordern eine vorsichtige Steuerung. Die neuen Handelsabkommen eröffnen Chancen auf Wachstum und internationale Zusammenarbeit. Ob es der britischen Regierung gelingt, diese Potenziale zu nutzen, wird entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung der kommenden Jahre sein.